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Das Verhältnis von Kirche und Staat in Mexiko: Eine komplexe Historie
Datum: Samstag, dem 28. Oktober 2023
Thema: Mexiko-Infos


Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat ist ein zentrales Thema in der mexikanischen Geschichte und Politik. Über die Jahrhunderte hinweg hat dieses Verhältnis sich immer wieder verändert und war von Konflikten, Reformen und Annäherungen geprägt. Dieser Artikel untersucht die faszinierende Entwicklung des Verhältnisses von Kirche und Staat in Mexiko und seine tiefgreifenden Auswirkungen auf die Gesellschaft und Politik.


Die Kolonialzeit und die Macht der Kirche
Nach der Eroberung Mexikos durch die Spanier im 16. Jahrhundert wurde die katholische Kirche zu einer der mächtigsten Institutionen im Land. Die Missionierung der indigenen Bevölkerung, die Bildung, soziale Organisation und der immense kirchliche Landbesitz führten dazu, dass die Kirche eine entscheidende Rolle in der Kolonialgesellschaft spielte. Diese enge Verbindung von Kirche und Staat resultierte in sozialer Spaltung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung.

Die Säkularisierungsbewegung und die Verfassung von 1857
Im 19. Jahrhundert begannen sich in Mexiko Veränderungen abzuzeichnen. Die Säkularisierungsbewegung, inspiriert von Ideen der Aufklärung, drängte auf die Trennung von Kirche und Staat und forderte die Einschränkung der Macht der Kirche. Dies führte zur Verabschiedung der liberalen Verfassung von 1857, die die Rechte der Kirche stark beschnitt. Die Reformkriege, die als zentrales Thema des 19. Jahrhunderts in Mexiko gelten, brachen aus, um die Trennung von Kirche und Staat voranzutreiben.

Die mexikanische Revolution und die Calles-Gesetze
Die mexikanische Revolution (1910-1940) brachte tiefgreifende Veränderungen in der Beziehung zwischen Kirche und Staat. Präsident Plutarco Elías Calles führte die sogenannten Calles-Gesetze ein, die die Kirche weiter einschränkten. Diese Gesetze führten zur Schließung von Kirchen, Verboten von Gottesdiensten und religiösen Prozessionen sowie zur Enteignung kirchlichen Eigentums. Dies löste einen offenen Konflikt zwischen der katholischen Kirche und der mexikanischen Regierung aus, der als die Cristiada bekannt ist.

Die Reconciliation und das heutige Verhältnis
Im Laufe des 20. Jahrhunderts beruhigten sich die Spannungen zwischen Kirche und Staat. In den 1990er Jahren kam es zu einer entscheidenden Wende, als die Regierung das Recht der Kirche anerkannte, Eigentum zu besitzen und sich in öffentlichen Angelegenheiten zu engagieren. Dies führte zu einer Annäherung zwischen beiden Institutionen.
Heute ist Mexiko ein säkularer Staat, in dem die katholische Kirche eine bedeutende soziale und kulturelle Kraft ist. Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat ist komplex und geprägt von einer reichen Geschichte des Widerstands und der Zusammenarbeit.

Fazit
Das Verhältnis von Kirche und Staat in Mexiko ist ein faszinierendes Kapitel der mexikanischen Geschichte. Von der Macht der Kirche in der Kolonialzeit bis zur säkularen Ausrichtung des modernen mexikanischen Staates hat sich dieses Verhältnis stark gewandelt. Trotz Konflikten und Kontroversen bleibt die katholische Kirche eine wichtige kulturelle und soziale Institution in Mexiko. Die Geschichte von Kirche und Staat in Mexiko zeigt, wie diese beiden Sphären miteinander ringen und sich doch immer wieder auf eine Art und Weise verflechten, die die einzigartige Identität des Landes prägt. Es ist eine Geschichte von Widerstand, Reform und schließlich der Koexistenz, die die mexikanische Gesellschaft bis heute prägt.






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